Das Jahr 2022 präsentiert sich bisher als ein besonders schwieriges Jahr. Es ist insbesondere geprägt von begründetem Pessimismus. So verkehrt es klingen mag, das ist eine seltene Situation. In der Regel reagieren die Marktteilnehmer zu extrem sowohl auf gute als auch auf schlechte Nachrichten. Wir Menschen neigen dazu, uns auf den Best- oder den Worst-Case zu konzentrieren und übertreiben daher regelmäßig mit unserer Reaktion.
Dieses Jahr verläuft jedoch tatsächlich im Großen und Ganzen nach dem Worst-Case-Szenario. Der Krieg in der Ukraine und die resultierenden geopolitischen Spannungen ziehen sich in einem Zermürbungsakt voran. Dazu gehört auch die westliche Sanktionspolitik in dem Versuch, Russland zu stoppen und die Zermürbung zuerst zu verlieren. Das belastet die Weltwirtschaft und primär natürlich Europa und Amerika.
Gleichzeitig haben wir mit extremen Inflationsraten zu kämpfen, die den Notenbanken den Spielraum verwehrt, mit expansiverer Geldpolitik gegen die wirtschaftlichen überraschenden Probleme zu steuern. Im Gegenteil, die Notenbanken sind gezwungen, eine extreme Wende zur restriktiven Seite der Geldpolitik hinzulegen, mitten in einem einzigartigen Sturm auf die etablierten Marktstrukturen. Entsprechend konnte der Markt keine Stärke nachhaltig umsetzen.
Bereit für bessere Investment-Entscheidungen?
Starten Sie noch heute mit Ihrer kostenlosen Testphase - Aktienanalyse mit künstlicher Intelligenz.
Volle Transparenz | Voller Zugriff | Jederzeit kündbar
Die Stimmung ist seit Monaten an historischen Tiefpunkten, weshalb die Chancen stark in Richtung einer Aufwärtsbewegung verschoben waren. Im April mussten wir letztlich die Reißleine ziehen, nachdem die schlechten Nachrichten nicht abrissen und die Stimmungslage nicht ausgereicht hatte, den Markt zu stützen. Letztlich sind, wie eingangs bemerkt, die Marktteilnehmer extrem negativ eingestellt. Aber die reale Lage ist ununterbrochen ebenso negativ und noch ließ sich keine überraschende positive Nachricht erkennen.
Vor einer Woche waren Teile der Stimmungsindikatoren in eine neue negative Rekordzone eingetreten. Das war sicherlich einer der Kern-Faktoren für die Erholungsrally der letzten Woche. Nun ist die Stimmung aber wieder drastisch positiver geworden und dieser Katalysator kurzfristig weggefallen. Trotz aller schlechter Nachrichten und Grundstimmung haben wir an den Märkten auch noch kein Kapitulations-Event gesehen. Die ersten beiden Juni-Wochen zeigten zum ersten Mal echte Angst, reichten aber nicht aus, um von einer Kapitulation zu sprechen, aus der eine starke Wende erwachsen sollte.
Kurzum: Die Rally der letzten Woche zeigt viele Anzeichen einer temporären Gegenbewegung. Für einen nachhaltigen Boden fehlt noch ein Ausverkauf mit tendenziell einem zweistelligen Verlusttag. Es wäre sehr wünschenswert, ein solches Panik-Event zu bekommen. Eine ausgedehntere Gegenrally würde einen mehrjährigen Bärenmarkt mit Kurszielen bis zu 2000 Punkten im S&P 500 wahrscheinlich machen. Das schönere Szenario ist sicherlich ein baldiger Panikmoment. Schöne Zielbereiche sind die 3500 und 3200 Punkte Regionen im S&P 500. Für den Dax sind die Bereich 12 300 Punkte und 11 500 Punkte interessant.