
In einer unserer Befragungen vom Anfang des Jahres gab ein hoher Anteil unserer Nutzer an, besonders hohen Wert auf die Nachhaltigkeit von Unternehmen zu legen und diesbezüglich Transparenz zu vermissen. Fast ebenso viele Befragte waren bereit, auf einen Teil der Rendite zu verzichten, um nachhaltig agierende Unternehmen zu unterstützen. Das ist schön zu hören - Nachhaltigkeit und Rendite sind jedoch kein Widerspruch!
Was sind ESG-Kriterien und warum spielen sie eine Rolle für Aktieninvestitionen?
ESG-Kriterien (environment, social und governance) betreffen Umwelt, Gesellschaft und das Management eines Unternehmens und gehen über finanzielle Kennzahlen hinaus. Inzwischen lässt sich institutionellen Investoren ein klarer Trend beobachten: in einer Studie von 2019 gaben 70 Senior Executives in 43 internationalen Investmentunternehmen an, dass sie inzwischen ein starkes Bewusstsein für ESG-Anlagekriterien hätten (darunter BlackRock, Vanguard, and State Street).
Diese Entwicklungen haben verschiedene Gründe. Darunter fällt zunächst eine aktualisierte Auffassung der Treuhandpflicht: während vor einigen Jahren Nachhaltigkeit noch als zu vernachlässigen galt, machen neuere Rechtsgutachten und Richtlinien nun deutlich, dass es eine Verletzung der Treuhandpflicht darstellt, solche Faktoren nicht zu berücksichtigen. Und das liegt nicht nur an der steigenden Nachfrage unter vielen privaten Investoren - gerade jüngeren Generationen geht es häufig um mehr als die unbedingte Gewinnmaximierung. Tatsächlich sind inzwischen viele institutionelle Investoren überzeugt, dass eine Vernachlässigung von Nachhaltigkeitsaspekten Renditen langfristig schädigen kann.
Die Gründe für das Risiko liegen auf der Hand. Für Unternehmen wie Shell bedeutet die Endlichkeit von Ölvorkommen auch die Endlichkeit eines tragfähigen Geschäftsmodells und somit von Einnahmen - sollte kein nachhaltiger Ansatz gefunden werden (environment). In Fällen wie Wirecard, haben Skandale im Management des Unternehmens die Aktie in wenigen Tagen völlig einbrechen lassen (governance). Auch in weniger heftigen Fällen kommt es für Unternehmen häufig zu Bußgeldern und negativen Ratings, die den Wert einer Aktie für lange Zeit drücken können.
"Traditionelle Finanzkennzahlen wie Erträge, Verschuldung und Rentabilität kommen den ESG-Kennzahlen als Signal für das künftige Ertragsrisiko oder die Volatilität der Erträge nicht nahe.“
- Savita Subramanian, Head of US Equity & Quantitative Strategy, Bank of America
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Welche Herausforderungen bestehen momentan für nachhaltig orientierte Anleger?
Nicht nur für das gute Gewissen, sondern auch für nachhaltig ertragreiche und stabile Investments macht es also Sinn, einen Blick auf die Nachhaltigkeit eines Unternehmens zu werfen. Das ist jedoch gar nicht so einfach. Die größten Schwierigkeiten, die momentan nachhaltigen Investitionsentscheidungen entgegenstehen, sind ein Mangel an Transparenz sowie einheitlichen Faktoren bei der Berichterstattung und Analyse. Und während ein großer Teil der Verantwortung hier bei Regierungen und den Unternehmen selber liegt, bemühen sich auch viele große Analyseinstitute und Fondsverwalter der steigenden Nachfrage nach Transparenz und Verantwortung gerecht zu werden.
Wie wir bei Leeway zu mehr Transparenz und Verantwortlichkeit beitragen.
Bei Leeway möchten wir aktiv zu dieser Bewegung beitragen und werden nun unseren übersichtlichen ESG-Score einführen. Dafür werden Unternehmens-Websites, Veröffentlichungen sowie Geschäftsberichte und Sustainability-Reports (fürs Erste) nach gut zwei Dutzend essentiellen ESG-Kriterien durchsucht.
Dabei erheben wir grundsätzlich sowohl quantitative Daten als auch Informationen über Zertifizierungen, Implementierungen und Methoden von Unternehmen. Mengendaten (also Emissionen, Abfälle, Schadstoffe, Steuern und Investitionen fürs Erd- und Gemeinwohl) werden in den meisten Fällen in Relation zur wirtschaftlichen Leistung der Firma gesetzt und bewertet. Das liegt daran, dass stark wachsende Unternehmen verständlicherweise steigende Schadstoffraten verzeichnen. In einigen Fällen (wie beispielsweise bei der Frauenquote im Management) ist die wirtschaftliche Leistung irrelevant.
Qualitativen Daten, gemessen beispielsweise an ISO-Normen bis hin zur Whistleblower-Hotline, reflektieren, wieviel Mühe sich ein Unternehmen macht, Leitlinien des ethischen Handelns aufzustellen und zu erfüllen.
Die Nicht-Veröffentlichung dieser Daten wird von uns grundsätzlich negativ bewertet. Im Moment arbeiten wir an der Verfeinerung unserer Scores sowie einem Datenportal, in dem die ESG-Daten direkt eingetragen und korrigiert werden können.