Liebe Leserinnen und Leser,
letzte Woche war der Markt noch einmal tiefgrün und der S&P 500 ist sogar auf neue Jahreshochs ausgebrochen. Der Nasdaq hat die beste erste Jahreshälfte aller Zeiten abgeschlossen und auch Dax und Stoxx hatten noch einmal einen starken Freitag.
Die ökonomischen Daten in den USA, die am Freitag vorgelegt wurden, waren überraschend positiv. Die persönlichen Konsumausgaben in den USA stiegen im Monatsvergleich um 0,3% und im Vergleich zum Vorjahr um 4,6%. Derweil stiegen die persönlichen Ausgaben im Monatsvergleich deutlich weniger als das Einkommen. Die Stimmung der US-Verbraucher verbessert sich weiter, da ihre kurzfristigen Inflationserwartungen zurückgehen. Die Reaktion von Freitag war eine emotionale und meinem Empfinden nach keine fundierte.
Trotzdem oder auch gerade deshalb bin ich der Meinung, dass die leichten Gewinne vorerst gemacht wurden und nun eine schwierigere und volatile Börsenphase folgen wird. Meine Erwartung der letzten Monate, dass die Rezession, wenn überhaupt, eine sehr leichte wird, geht in den Mainstream über. Ich sehe vermehrt Artikel in reichweitenstarken Medien, dass es Zeit sein könnte, optimistisch auf den Aktienmarkt zu blicken (z.B. CNN: https://edition.cnn.com/2023/06/26/investing/premarket-stocks-trading/index.html). Das sind deutliche Hinweise, dass die Stimmung ins Euphorische kippt und der Markt überhitzt.
Ich traue dieser Stärke der letzten Woche nicht. Der Markt muss erst wieder eine Konsolidierung einlegen und die jüngsten extremen Gewinne auf amerikanischer Seite verdauen. Die Konsolidierung kann im besten Fall seitwärts mit leichtem Aufwärtstrend tendieren. Deutlich wahrscheinlich ist aber eine Abwärtsbewegung.
Schon vor zwei Wochen habe ich in den Premium-Marktkommentaren die ersten Warnungen ausgesprochen, nachdem ich seit Herbst 2022 uneingeschränkt positiv für die Märkte gestimmt war. Zwei Formationen fallen mir dabei besonders ins Auge.

Zum einen das Kursverhalten des S&P 500, der nun zum zweiten Mal in Folge zum Handelsschluss am Freitag Schwäche im relativen Vergleich zeigt. Das ist an sich nicht ungewöhnlich, dass vor dem Wochenende noch einmal schnell ein paar Gewinne mitgenommen werden, aber in den Wochen zuvor war die Stärke am Freitag sehr prägnant. Zudem sehe ich jetzt am Freitag, den 30.06. eine kurzfristige Divergenz im RSI, Zeichen schwacher Dynamik. Sollte nun Montag, Dienstag schwächere Kurse aufkommen, würde das auch zu einer längerfristigen Divergenz im Tageschart führen.
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Das zweite auffällige Puzzleteil ist der Volatilitätsindex VIX, der in den letzten Wochen eine Boden ausgebildet hat und auch eine Divergenz zeigt, die mittelfristig steigende Volatilität und fallende Aktienindizes erwarten lässt. Das allgemein positive Signal des VIX, das etabliert und ausgelöst wurde, als der langfristige Aufwärtstrend bei 17 bis 19 Punkten gebrochen wurde, dürfte nur schwer in Gefahr geraten. Aber ein nochmaliger Test, der den VIX bis 20 oder sogar 24 Punkte katapultiert, scheint hier angebracht.

Kurzum die Chancen für eine mittelfristige Abkühlung der etwas hitzigen Gemüter ist an diesem Punkt wahrscheinlich. Ziel sind 4200 oder sogar 4000 Punkte, eine Korrektur von rund 10 %.
Viel Erfolg
Lars Wißler